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Fazit

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber irgendwann kann man keinen Hoodoo mehr sehen. Speziell die Straßen rund um Page sind mir langsam über, seit 4 Jahren fahre ich hier hin und her und hin und her, dieses Mal hatte ich schon recht schnell keine Lust mehr. Ob ich jetzt einen Hoodoo mehr oder weniger besuche oder einen Arch mehr oder weniger sehe oder nicht ist doch eigentlich egal.

Ich erkläre daher offiziell meine Hoodoonifizität für beendet und werde vom Doktor wieder gesund geschrieben. Wenn ich mal wieder in der Nähe sein sollte werde ich bestimmt den einen oder anderen “Behüteten” besuchen, aber nicht als Haupturlaubsgrund.

Orte, an denen man gewesen sein

Kann: Grand Canyon

Sollte: Las Vegas - Apache Trail - White Rocks - Coal Mine Canyon

MUSS: Kasha Katuwe - Bisti Wilderness - Bryce Canyon - North Coyote Buttes mit der Wave (einmal reicht allerdings) - Zion Park

 

Uli’s Fazit:

Wir schreiben das Jahr 2004 nach Christus. Ganz Nevada ist eine Wüste! Ganz Nevada? Nein! Ein kleines Städtchen quirliger Unterhaltung leistet erfolgreich Widerstand. Es grünt und blüht, funkelt und glitzert, phantasievoll und farbenprächtig, wie zum Trotz gegen die sengende Sonne. Las Vegas! Ich möchte ausführlicheren Erfahrungen vorweg greifen und behaupten, dass diese Stadt alles ist, nur nicht Teil des typischen Amerika. Sie gleicht eher einem großen Vergnügungspark und bietet jedem Spaß und Unterhaltung. Und dazu muss man nicht mal ein Spieler sein.

Und damit bin ich auch schon beim idealen Stichwort, um übers Essen zu reden. Mich wundern die dicken Ärsche, die ich im Laufe meines Urlaubs noch zu sehen bekommen werde, nicht mehr, wenn ich mir vergegenwärtige, wie fast alle Buffet-Gäste ihre Teller vollhäufen. Wenn der gemeine Amerikaner denkt, dass Essen mit Messer und Gabel gierig und verfressen aussieht, wie, bitte schön, sieht denn ein Teller aus, der bis zum Rand gestapelt voll ist, mit allem, was das Buffet so hergibt, Süßes und Herzhaftes in munterer Eintracht. Auf meine mit ein paar Kostproben belegten Teller wurde verwundert und fast mitleidig herabgeschaut.

Überhaupt scheint das Essen in diesem Land nicht der Entspannung und dem Genuss zu dienen, wenn man beobachtet, wie eilig es die Kellner haben, einen abzufertigen. Es scheint ungewöhnlich, wenn wir uns mehr als zwei Minuten mit der Speisekarte beschäftigen und man entschuldigt sich bereits im Vorfeld, dass die Zubereitung und das Servieren einige Minuten in Anspruch nehmen wird. Und wenn ich während des Essens noch darüber nachdenke, ein weiteres Bier zu bestellen, so wird uns statt dessen bereits die Rechnung serviert. Und erst an unserem letzten Abend ist es uns gelungen, eine Reaktion auf unsere Abschiedsworte zu erhalten. An allen übrigen Tagen hörte die Aufmerksamkeit, die damit verbundene Freundlichkeit und somit unsere eigene Existenz mit der Bezahlung der Rechnung gänzlich auf.

Im Gegensatz dazu ist der kommerziell nicht an einem interessierte Amerikaner ausgesprochen kommunikativ. Das Mindeste ist, dass man sich anlächelt, wenn man sich begegnet. Meist hört man auch ein „hi“ und wird gefragt, wie es geht. Oft wird auch ein unverfängliches Gespräch geführt. Die Sturköpfigkeit, die mir in Deutschland so oft entgegenschlägt und mich manchmal richtig ärgert, scheint sich hier zum Glück noch nicht rumgesprochen zu haben.

„I tell you what.“ Wenn ich diesen Satz im Englischunterricht losgelassen hätte, hätte mein Englischlehrer mich hochkant rausgeschmissen. Womit wir zu einem weiteren meiner Vorurteile gekommen wären. Dass immer irgendetwas die Straße Xingt, ist ja schon merkwürdig genug, aber völlig verblüfft waren wir, als wir die Kellnerin am Nachbartisch das sagen hörten.
Überhaupt habe ich fast nichts und niemanden verstanden. Wo auch immer ich mich bemühte, jemanden verstehen zu wollen, habe nur ein unartikuliertes wrrouwrrouwrrouw gehört. „Das sind schon komische Römer, weißt du! Söldner wahrscheinlich... Numiden, Griechen oder Kreter...“ Von denen ich aber zumindest eines lernen konnte. Ich weiß jetzt, dass ich dereinst als Rentnerin nicht mit der großgeblümten Kittelschürze, Medicus-Sandalen und lila Haartönung meinen Lebensabend fristen muss. Ich kann getrost bei Jeans, Turnschuhen und Baseballcap bleiben.

Auf den endlosen schnurgeraden Highways durchs Bähbähbadland, rechts zweiarmige Kakteen, links einarmige Banditen, schwirren einem die elementaren Fragen nach dem Sinn des Lebens durch den Kopf, zum Beispiel, wie viele Wollmäuse wohl für die Decken im Motel6 ihr zartes Leben aushauchen mussten.
Allerdings wird man auch unverhofft erleuchtet. Nach dem ich die Technik des Restroom-Porzellans samt Spülung kennen lernen durfte weiß ich endlich, was gequirlte Kacke ist.

Es gibt eine Gerechtigkeit auf dieser Welt, das sage ich ja schon lange. Und das trifft natürlich auch auf die Natur zu. Dort, wo sie in Sachen Pflanzen zu kurz kommt, gleicht sie’s durch die Farbenpracht der Steine wieder aus. Die Modefarbe „Stein“ sagt ja aus, was wir uns so darunter vorstellen: ein freundliches Braun-Grau, wenn’s hoch kommt schon mal Ocker oder Sandfarben.

Und da es Fotos nur mit kräftiger Nachbearbeitung schaffen, den Farbenreichtum der amerikanischen Steinwüsten halbwegs wiederzugeben, muss man die Mövenpick-Eis-des-Jahres-Töne einfach live erlebt haben: zartes Pistaziengrün, frisches Pfirsich, kräftiges Brombeer, ein Hauch von Himbeer bilden vanilledurchzogen ein harmonisches Ganzes. Man möchte es mit Schlagsahne und Schokostreuseln toppen.

 

„Gut, heute Nacht verabschieden wir uns auf Gallisch! Kreter, Griechen, Iberer, Gallier... die Insel ist der reinste Schmelztiegel...“

Es gibt eigentlich keinen besseren Zeitpunkt, als im Mai von Arizona wieder nach Hause zu fliegen. Durch die dort völlige Abwesenheit der Natur brauche ich, wieder hier zurück, regelrecht einen Blendschutz. Nachdem sich meine Augen an die trostlose Einsamkeit gewöhnt hatten und sich schon über jede Kaktusblüte freuten, krieg ich hier glatt einen Farbschock. Das gemeingefährlich giftige Grün des frischen Laubes der Bäume und des Grases, das kräftige Blutrot von Rotbuche- und -ahorn, das leuchtende Gelb von Raps und Löwenzahn, das kräftige Violett des Flieders und das zarte Rosa der Kirsch- und Mandelbäume bilden einen derartigen Kontrast, dass mir fast schwindelig wird.

Ich hatte beinahe vergessen, wie schön der Frühling in Deutschland ist.

Mein Fazit: der Urlaub war wirklich sehr aufregend für mich. So viele neue Eindrücke, dass zwei Wochen für den Anfang reichen.

Aber: heute ist nicht alle Tage, ich komm’ wieder, keine Frage.

 

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