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Kurzgeschichte Nizza

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A Nice Weekend....

Wer Les Alpessonst Frankreich rein gar nichts abgewinnen kann, der sollte sich zumindest einen Tagesausflug nach Nizza gönnen. Allein der Anflug ist den Flugpreis wert. Wenn nach einer knappen Stunde die gepuderzuckerten Gipfel des Mont Blanc unter einem auftauchen, gleich dahinter das azur-blaue Meer sich an eine silikonfrei wohlgeformte Küste schmiegt und der Pilot auch noch eine Extrarunde spendiert, damit man das Panorama auch so richtig genießen kann, dann kann man nur hoffen, die richtige Seite im Flieger erwischt zu haben. La grandiose (oder so ähnlich).

 

Am Ankunftstag begrüßte uns das vom Internet-Wettergott prophezeite Wetter: zwar dicht bewölkt, also ziemlich trübe, aber dafür wärmer und vor allem trockener als zu Hause. Wenn man bedenkt, dass wir im Schnee losgefahren und nur eine großzügige Flugstunde von zu Hause entfernt sind, ist das schon bemerkenswert.

Landeanflug

Nizza mit den Alpen im Hintergrund

Le StrandUnd am nächsten Morgen wLe Wauwauurden wir von der Sonne geweckt, die eine derartige Wärme ausstrahlte, dass es uns aus unserem Zimmer trieb. La fantastique.

Auf der Promenade entlang der Cote d’Azur, die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht - nur um Barbados ist das Wasser noch bunter - ließ es sich aushalten. Das glattwecke Fehlen jeglichen Windes ließ uns die Kraft der Sonne spüren. Einige Mutige waren tatsächlich im Wasser zu entdecken, und sie schienen es alle nicht eilig zu haben, da wieder raus zu kommen. Vielleicht war es dort wärmer als in der Luft? Sonnenanbeter hatten es sich auf dem Kieselstrand so bequem wie möglich gemacht und Jogger, Inline-Scater und Radler waren in kurzen Hosen und T-Shirts unterwegs. Und dazwischen flanierten mondäne Damen mit Pelzmänteln und dunklen Sonnenbrillen, manche mit Pelzhüten und Handschuhen, auf todschicken Pumps, die ihren sämtlichen güldenen Christbaumschmuck um- und angelegt ausführten. Le bizarr.

Man darf sich aber von diesem Kuriositäten-Panoptikum nicht ablenken lassen und nicht versäumen, auch den unteren Bereich des Weges mit seinen Augen abzutasten. Sonst kann es noch passieren, dass man entweder auf einen der rattengroßen Vierbeiner tritt, die, oftmals auch gleich im Zweierpack unterwegs, nervös versuchen, den Schritten der sie umzingelnden Riesenfüße auszuweichen, oder auf eine der massig anzufindenden Hinterlassenschaften auch größerer Gattungen. Ich denke man kann getrost behaupten, auf jeden getragenen Pelzmantel kommt wenigstens ein Hund. Gut, dass es nicht geregnet hat, wenn all das Fell nass wird....

Wenn man beim Spazierengehen die Nationalität der Entgegenkommenden erraten möchte gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel ist der gemeine Inseleuropäer, insbesondere der männliche Teil dieser Spezies, recht gut zu erkennen. Hat sein braunes, meist kurzgeschnittenes Haar einen roten Schimmer, die weiße Haut reichlich Sommersprossen und seine Arme obendrein eine stattliche Anzahl an Tätowierungen, dann kann man sich schon fast sicher sein, einen Vertreter dieser Gattung vor sich zu haben. Wechselt er beim Entgegenkommen an engeren Stellen vom Platz neben seiner Begleitung hinter sie (und gehen beide auf der linken Seite) dann ist alles klar: Engländer.
Wird man unvermittelt von einer Wildfremden bei zufälligem Blickkontakt angelächelt, wundert es nicht mehr sonderlich, wenn man sie später amerikanisch reden hört.
Wenn sich die Entgegenkommenden aber unverändert breit machen und man selbst, trotz Platzmachens angerempelt wird, ist auch kein Zweifel ofDie Mandarinenbäume sind zwar nicht zu erkennen, sind aber da.....fen: Franzosen. La blamable.
Ich habe schon einige Leute getroffen, die der Meinung sind, dass uns die Holländer oder Franzosen nicht leiden können. Ich persönlich habe diese Erfahrung bisher nie gemacht und hatte für derlei Pauschal-Aussagen auch nie Verständnis. Ich für meinen Teil mag die Holländer sehr gerne und von den Franzosen kenne ich zu wenige. Ich weiß auch gar nicht, warum die uns nicht leiden können sollten. Ich bin immer nett zu Jedermann, also erst mal, und dann hängt’s vom jeweiligen Gegenüber ab, ob ich’s auch bleibe. Am Krieg kann’s ja wohl nicht liegen, weil der erstens schon drei Generationen her ist und zweitens gerade diese Nachbarländer mindestens so beteiligt waren wie wir. Vielleicht sind’s sonstige Unterschiede in Kultur oder Mentalität, die uns trennen?

Wie dem auch sei, ich hatte jedenfalls eine Begegnung, die mir zu Denken gab. Im Le Jardin Albert 1er Park stehen eine Menge Mandarinen-Bäume, deren Früchte in der oberen Hälfte der Baumkrone mich regelrecht anlachten. Alles in Griffhöhe war längst weg und ich bat Volker, mir beim Pflücken einer Frucht zu helfen. Was wir nicht wussten ist, dass in Frankreich nicht der Apfel sondern die Mandarine das Obst des Anstoßes ist. Jedenfalls wurden wir unvermittelt und nicht sehr freundlich gefragt: „Würden Sie das in Deutschland auch tun?“ Und ich wurde den Eindruck nicht los, dass der Mann niemals einen Engländer, Dänen oder Holländer gefragt hätte. La miserable.

Nichtsdesdotrotz hatten Volker ni27und ich eine Menge Spaß an unseren Sprachkünsten. Bereits im Vorfeld hatten wir uns alle Wörter, die wir auf französisch kennen, und alles, was bei uns aus dem Französischen übernommen ist, ins Gedächtnis gerufen und festgestellt, fürs Nötigste reicht’s. „Ün bieer silwuplä, merci“. „Dö wien ruusch et ün akwa minerale awek gas“. „Bon swaa“, „frohmaasch“ und „salü“. Und im Bus, auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, lernten wir von einer jungen Deutschen, die in Nizza lebt, das uns dringend fehlende „l’adiccion“.

Immer erst in Gedanken probiert, da war der Satz noch in Ordnung, dann die Bestellung aufgegeben und heraus kam grundsätzlich eine bunte Mischung aus einzelnen französischen, italienischen oder spanischen Brocken die mit reichlich Englisch aufgefüllt waren. „Ün cappucino e ün croasson con schokola. And we need two knifes, merci.
Leider hatten die Franzmänner überhaupt keinen Sinn für unsere Wort- und Satzkreationen. Sie hätten die Bestellungen wenn schon nicht in französisch, so doch lieber in englisch oder italienisch aufgenommen. Hauptsache wit-wit.

Falls die Franzosen immer noch für ihre Küche berühmt sein sollten, in Nizza sind sie es ganz bestimmt nicht. Sicherlich, es ist ein Urlaubsort und es wimmelt dort von Touristen, aber die Bezeichnung Fast Food hat für mich trotzdem eine neue Bedeutung bekommen. Wenn man sich über die amerikanische Gepflogenheit des Schnellbedientwerdens, Schnellessens und Schnellwiederherauskomplimentiertwerdens geärgert hat, dann steht man hier längst wieder auf der Straße, bevor man begreift, was da gerade abgelaufen ist.

Dank der zig italienischen Urlauber gibt’s reichlich Pizza und Pasta. Nicht übel, aber reichlich geschmacklos, sprich fad, und mit umgerechnet 30 Mark reichlich überteuert. Da muss man schon la spendable Calzone anhaben.

Le Muschels

Für die Fischliebhaber haben wir ein wirklich imposantes Lokal entdeckt. Schon die Fassade ist äußerst geschmackvoll und etwas Besonderes. Und der Fisch, besser gesagt alles aus dem Meer außer Fisch, liegt sehr dekorativ in einer Art Schaufenster. Die Sachen sind so frisch, dass uns eine ganz besonders schöne Muschel sogar ihre apricot-farbende Zunge herausstreckte. Vielleicht wollte sie aber auch nur herausfinden, warum es seit einiger Zeit so trocken um sie herum ist.

Wo genau sie ihres feuchten Lebensraums beraubt wurde, haben wir nicht feststellen können; im Hafen lagen nur schwimmende Luxusvillen, deren Bewohner mit Sicherheit keinen Wurm aufhaken. Übringens ein richtig kuscheliger Hafen, dessen Einfahrt von ein paar riesigen Fähren gegen die Unbillen der rauen See geschützt wird. Wie eigentlich alles recht pulitzig wirkt. Dank des beschränkten Platzes durch die nahen Berge hat Nizza den romantischen Charme einer Modelleisenbahnlandschaft. Und auch wenn ich nie vorher dort war, so hatte ich doch den Eindruck, dass dort die Zeit ein bisschen anders läuft.

Le Port

 

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